Im Folgenden finden Sie Berichte und Fotos zu einem Besuch in der Mühle an der Wondreb (Mai 2025) und zu zwei Erzählnachmittagen (März 2024 und März 2025). Im Oktober 2025 wollen wir wieder einladen: Bitte Fotos und Unterlagen mitbringen!

Aktivitäten und Initiativen der Pleußener Ortschronisten

Besuch beim "Stoiner" in der Mühle an der Wondreb am 17. Mai 2025

 

Es rattert die Mühle…für die Pleußener Ortschronisten

Nur sehr, sehr selten klappert und rattert sie noch, die alte Mühle an der Wondreb in Steinmühle. Dabei sieht alles so aus, wie wenn gestern noch gemahlen worden wäre. Dipl.Ing. Bernhard Mayer, Sohn des Müllermeisters Johann Mayer, setzte Wasserrad und Mühle für eine Gruppe der Pleußener Ortschronisten in Bewegung. Der Ingenieur ist in den 1980er-Jahren auf dem Hof aufgewachsen und kennt Technik und Wirkungsweise in- und auswendig.     

Gewerblich nutzte sie sein Vater, der „Stoiner“, letztmals Anfang der 1990er-Jahre. Um so erstaunlicher war für die Besucher, dass alle Räder, Antriebe, Riemen, Getreide- und Schüttelkästen wie auch der Elevator oder die Steuerung des Zulaufs zum Wasserrad gut in Schuss sind Alles verrichteten problemlos ihre Arbeit.

Die Führung startete beim gewaltigen Wasserrad, das von einem Seitenkanal der Wondreb betrieben wird. Bei niedrigem Wasserstand musste schon früher hie und da auf unterstützenden Strombetrieb umgestellt werden, was man wegen der Kosten möglichst vermied. Das gewaltige Wasserrad hatte der Müllermeister in eigener Regie renoviert und angepasst.

Fasziniered dann das Kernstück des immer noch stattlichen Hofs mit reicher Geschichte. Er hieß ursprünglich „Mühle am Stein“ und gab dem Ort seinen Namen. „Mein Vater ist trotz seines Alters immer wieder in der Mühle und schaut nach dem Rechten“, sagt der Sohn, „der gesamte Mechanismus wäre auf der Stelle wieder einsetzbar. Schauen Sie sich um: Jeder Müllermeister muss im Alltag auch Zimmererarbeiten beherrschen.“ Tatsächlich beeindruckt die gewaltige Holzkonstrukton über drei Stockwerke hinweg. Der 98-jährige Hofbesitzer ging die Treppen flott mit hinauf. Man konnte ihm manche Episode aus seinem Berufsleben entlocken. Für Bauern und Bäcker in der ganzen Region sei sie über Jahrunderte hinweg von Konnersreuth bis Leonberg und von Waldsassen bis Wiesau eine der wenigen Anlaufstellen für Mahlgut gewesen.

Karl Haberkorn bedankte sich bei Bernhard Mayer für die sehr anschauliche Führung. Man wolle die Informationen zu Geschichte, Technik und Arbeitsweise sowie die Fotos und Videos sichten und im Laufe des Jahres für die Ortschronik aufbereiten. Voll funktionierende Getreidemühlen gebe es in der Region kaum noch, um so wertvoller ist es, sie in Gang zu halten. 

Auf dem folgenden Foto einige Mitglieder der Pleußener Ortschronisten um Karl Haberkorn. Für sie setzte Dipl.Ing. Bernhard Mayer (rechts) Wasserrad und Mühle in Bewegung und informierte über die Funktionsweise, vor ihm sein Vater, Müllermeister Johann Mayer mit Ehefrau.     

Die folgenden Fotos entstanden während der Führung durch die Mühle durch Dipl.Ing. Bernhard Mayer und seinen Vater Müllermeister Johann Mayer am 17. Mai 2025. 

Großes Interesse bei unserem 2. Erzählcafé  (15. März 2025)

„Woisstdesnu?“ So war ein Samstagnachmittag im Pleußener Feuerwehrhaus überschrieben, zu dem die Ortschronisten eingeladen hatten. Karl Haberkorn freute sich bei der Begrüßung über rd. 60 Gäste aus drei Generationen, unter ihnen der 96-jährige Ludwig Männer. Haberkorn erläuterte zunächst den Stand der verschiedenen Ortschronik-Beiträge auf der Homepage der Stadt Mitterteich und Lukas Bauer gab Tipps, wie sich die Beiträge herunterladen, speichern oder drucken lassen.

Fotos aus den letzten sieben Jahrzehnten boten dann genügend Gelegenheit, um sich zu erinnern oder Geschichten zu erzählen. So regten vor allem Klassen- oder Kommunionfotos aus den 50er- und 60er-Jahren zu Rückblicken auf  Schulzeit und Lehrkräfte an. Dabei erinnerten sich viele an das alte Schulhaus und die besonderen Umstände an der Dorfschule. Erstaunen und Beifall für spontane Gedächtnisleistungen: Monika Lintl konnte z.B. die Namen aller 44 Kinder aus drei Klassen auf einem Foto aus dem Jahr 1951 aufzählen.

 

Ferner war die Bahn ein Thema: Noch in den 1960er-Jahren konnte man nicht einfach zum Bahnsteig gehen, wenn man z. B. in die „Mittelschule“ nach Waldsassen fuhr: Der Fahrdienstleiter öffnete die „Perronsperre“ und kontrollierte die Fahrkarten, bevor Dampfzug und später der rote Triebwagen einfuhren. Bahnhof und Züge fanden scheibchenweise ihr Ende in den 1970er-Jahren, schließlich fielen mit dem Ende des Basaltwerks auch die Schotterzüge weg. Andere Fotos riefen Feste und Veranstaltungen in der Werkskantine in Erinnerung. Sie war kurz nach 1900 gebaut worden und weit bis in die 1970er-Jahre das kulturelle und gesellige Zentrum für die ganze Gemeinde. Ein Foto mit dem „Akkordeonorchester Schwägerl“ erinnerte z.B. an Bälle, erzählt wurde von Pfarrfamilienabenden oder Filmveranstaltungen. Nicht zuletzt waren Basaltwerk und die harte Arbeit im Steinbruch Gesprächsthemen. So erkannte sich der frühere Spreng- und Bruchmeister Ludwig Männer auf Fotos wieder und erzählte, mit welchen Methoden die Brucharbeiter auch herausgesprengte Riesenbrocken für den Abtransport „kleinkriegten“.

Ludwig Männer (mitte, Foto oben) mit seiner „steinreichen“ Mannschaft im Basaltbruch bei einer Pause in den 1950er-Jahren

Den Jüngeren im Publikum blieb freilich vieles aus den Nachkriegsjahrzehnten fremd, so das örtliche Schulleben, der lebhafte Bahnverkehr oder die beiden „Arbeitgeber“ Basalt und Ton. Manche entdeckten immerhin Szenen aus der Lebenswelt ihrer Eltern oder Großeltern. Kurzbeiträge lieferten überdies Stefan Werner, Josef Siller und Friedrich Wölfl. Für Kaffee und Kuchen sorgte dankenswerterweise das Team um Barbara Schaumberger.

Einige Besucher hatten Fotos und Materialien dabei, die bei nächster Gelegenheit mitberücksichtigt werden. Die gute Resonanz des Erzählnachmittags macht den Ortschronisten Mut, eine ähnliche Veranstaltung im Herbst anzubieten. Dann sollen Kirche, Kreuze und Kapellen, Feuerwehr, Sportverein und weitere Vereine, Wirtshäuser, Natur und Ökologie im Gemeindegebiet oder die Auflösung der Gemeinde 1972 im Mittelpunkt stehen.

Die bisher fertiggestellten Beiträge sind zu finden unter www.mitterteich.de/Bürger>Heimat&Geschichte>OrtschronikPleußen. Die Beiträge kann man online lesen, aber auch herunterladen und ausdrucken.                                             Friedrich Wölfl

Karl Haberkorn konnte zu diesem Erzählcafé rd. 60 Besucher begrüßen. Er lud dazu ein, anhand von Fotos Erinnerungen aufzufrischen und bat darum, den Ortschronisten weitere Unterlagen, z.B. aus Familienalben, zur Verfüguing zu stellen.

Erstes Erzählcafé der Pleußener Ortschronisten am 22. März 2024

                                                                                            

Zusammen mit seinem Recherche-Team hatte Karl Haberkorn zur Vorstellung erster Beiträge zur Ortschronik Pleußen-Steinmühle-Gulg eingeladen. Begrüßen konnte er neben fast 70 Besuchern auch den Mitterteicher Bürgermeister Stefan Grillmeier, die Mitglieder des Arbeitskreises für Heimatpflege Monika Beer-Helm und Werner Männer sowie die Stadtarchivare aus Mitterteich und Waldassen Herbert Hackbarth und Hermann Müller.

In seinem Grußwort wies Bürgermeister Stefan Grillmeier auf die Bedeutung dieser Initiative hin. Er dankte den Autoren und freute sich über die bisherigen Ergebnisse: „Die frühere Gemeinde gehört jetzt seit 1972 zur Stadt Mitterteich. Die Geschichte von Pleußen/Stein-mühle ist also auch die Geschichte unserer Stadt.“ Er unterstütze die Arbeit nach Kräften.

Karl Haberkorn, von 1978 bis 1991 selbst Mitterteichs Bürgermeister, stellte das Vorhaben vor. Dank der Zustimmung von Bürgermeister Stefan Grillmeier werde man die Beiträge nach und nach auf die Homepage der Stadt Mitterteich stellen. Wegen der vielen Vorteile einer Online-Lösung sei man von der Herstellung eines Buchs abgerückt. Im Folgenden stellten die Autoren ihre bisher erarbeiteten Beiträge in Kurzform vor:

Adalbert Busl hatte Urkunden zu den Ortschaften bis ca. 1 800 ausgewertet, erläuterte die Herkunft des Namens Pleußen und erklärte die Zugehörigkeiten zur jeweiligen Gerichtsbarkeit. Am Beispiel des Anwesens Grieslhof zeigte er z.B. zum Wasser- oder Holzrecht die früheren Lebensumstände auf.

Die Entwicklungen in der Gemeinde zwischen 1808 und der Eingemeindung nach Mitter-teich 1972, stellte Karl Haberkorn vor. Überraschend sei, dass sich das Gemeindegebiet über die Zeitläufte hinweg fast nicht geändert habe. Erstaunliches wusste er zur Bürgermeister-kette, die erst nach mühsamen Recherchen wieder in den Besitz der Stadt gelangt sei.

Sonja Schmid wird an geologisch interessanten Stellen in kurzen Videobeiträgen die landschaftsprägenden Elemente und erdgeschichtlichen Hintergründe erläutern, insbesondere zu Basalt und Ton, den zeitweilig wichtigen „Arbeitgebern“ in der Gemeinde.

Viel bisher Unbekanntes aus der Vereinsgeschichte trug Stefan Werner vor, war er doch auf  insgesamt 20 Organisationen gestoßen. Aus den Akten der Feuerwehr und des Sportvereins zeigte er Fotos, die für viel Schmunzeln sorgten, zumal manche der früher Aktiven im Publikum noch gut bekannt waren. Er erinnerte auch an Feldkreuze und Kapellen im Gemeindegebiet.

Der langjährige Kreisvorsitzende vom Bund Naturschutz Josef Siller untersucht die ökologischen Gesichtspunkte. So beschreibt er schutzwürdige Biotope, Streuobstwiesen, Teiche, Feuchtgebiete und den „Lebensraum Gommelberg“.

Friedrich Wölfl nahm „Sieben Jahrzehnte Dorfschule“ in den Blick. Er zeichnete die Vorgeschichte nach, dann den Bau der Schule 1903 sowie das Geschehen bis zum Neubau 1964. Sein Fazit: Die Schule war wohl 70 Jahre lang mitentscheidend für den gesellschaftlichen Zusammenhalt der Ortschaften und unterschiedlichen Milieus.

Wer ist wer auf dem Foto oben? Auch bei anderen Fotos aus dem Vereinsleben, der Schulgeschichte oder den Steinbrüchen rätselten die Besucher gerne, wer damals dabei war: hier die Klassen 4 und 5 im Jahr 1959 mit ihrer Lehrerin, dem "Fräulein Schinner" (1929-2024). Das "Fräulein" war von 1956 bis 1964 an der Volksschule Steinmühle tätig und ließ sich dann in ihre Heimat versetzen, wo sie an der Volksschule Wernberg-Köblitz bis zu ihrer Pensionierung unterrichtete.

Das nächste Thema war „Aufstieg und der Niedergang des Bahnhofs Steinmühle“. Die vielen Fotos zur Bahngeschichte stammten aus privaten Archiven, dem Amberger Staatsarchiv sowie den Archiven der Stadt Mitterteich. Vielen Besuchern war die Blütezeit der Eisenbahn bis in die 1960er-Jahre gar nicht mehr bewusst.

Schließlich zeigte er noch eine Fotoserie zur Geschichte des Basaltwerks von 1880 bis in die 1970er-Jahre. Sie ließen die schwere Arbeit in den „Brüchen“ erahnen. Bis zu 400 Arbeiter waren zeitweise in Steinbruch und Tongrube beschäftigt. In den Nachkriegsjahrzehnten  zogen die legendären Dampfloks der 050er-Reihe die schweren Schotterzüge aus dem Bahnhof. Schließlich übernahmen LKWs den Transport, das Ende des Basaltabbaus zeichnete sich nach einem knappen Jahrhundert schon in den 60er-Jahren ab.

Karl Haberkorn bedankte sich bei den Mitarbeitern, auch bei Monika Beer-Helm und Werner Männer für diverse Unterlagen, ebenso beim bisherigen Stadtarchivar Ludwig Kraus. Vorstellen kann er sich weitere Recherchen z.B. zur Expositur, zu Landwirtschaft oder Flurbereinigung.  Die ersten Beiträge sind inzwischen auf der Internetseite der Stadt Mitterteich abrufbar, und zwar unter www.mitterteich.de > Bürger > Heimat&Geschichte > Ortschronik Pleußen.

Wer in den Familienunterlagen Fotos oder Zeitungsartikeln usw. findet, möchte sich melden bei Karl Haberkorn (09633/912 40), Stefan Werner (09633/400 69 27) oder Friedrich Wölfl (09231/62968). Die Originale werden zurückgegeben.                                                     F.W.

 


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