Autor: Wolfgang Wenisch, von 2007-2024 Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Tirschenreuth

Landwirtschaft in der ehemaligen Gemeinde Pleußen (mit Steinmühle und Gulg)

1. Erdgeschichte und Geologie

Das Gebiet südwestlich von Waldsassen zählt geologisch zum nordostbayerischen Grundgebirge, welches ein zentraler Teil des Variszischen Gebirges ist. Dieses ist vor rund 330 bis 280 Millionen Jahren entstanden. Die sogenannten saxothuringische (mit Thüringer Wald und Fichtelgebirge) und die moldanubische (mit Oberpfälzer und Bayerischem Wald) Zone treffen hier aufeinander und machen die Region erdgeschichtlich besonders interessant.    Die Landschaft der Region ist stark vom Tertiär geprägt, wobei grabenartige Niederungen östlich des Fichtelgebirges bereits Ausläufer des Egergraben-Einbruchsystems sind. Eine Besonderheit ist im Gebiet Pleußen/Kondrau/ Netzstahl ein Ineinandergreifen von Vulkaniten, variszischen Graniten, Tertiär und methamorphen Einheiten des variszischen Gebirges innerhalb kleinster Räume; dies ist eine geologische Besonderheit, die an die Landbewirtschaftung durchaus spürbare Herausforderungen stellt.

2. Böden

Die Bodenarten östlich von Kondrau sind fast ausschließlich durch Verwitterung entstanden und wechseln je nach Ausgangsgestein relativ stark und kleinräumig. Es dominieren feinsandige Lehme aus Phyllitverwitterung, die zum Teil auch grusig und steinig sind. Sie sind schwach sauer bzw. neigen zur Versauerung. Von Natur aus fehlen sehr stark die Hauptnährstoffe Phosphat und Kalk. Die Bodenzahlen liegen überwiegend zwischen 40 und 50 und weisen damit für den Landkreis überdurchschnittlich gute Erzeugungsbedingungen auf (die besten Böden in Deutschland haben allerdings Bodenzahlen bis 100). Nach der Aufkalkung der Böden in den 80er Jahren entstanden hier gute Ackerlagen für Weizen und den anspruchsvollen Raps. Im Westen überwiegen mit Ausnahme des in Richtung Konnersreuth eingestreuten vulkanischen Basalts dagegen leichtere, nährstoffarme Verwitterungsböden aus Graniten mit schwächeren Bodenzahlen unter 30. Diese sind zwar leicht zu bearbeiten, können aber das Regenwasser nur schlecht speichern und sind demzufolge klassische Roggen-, Hafer- und Kartoffelböden, mit Kalk auch leidliche Braugerstenstandorte. Dies gilt mit Ausnahme der Schwemmlandlagen an der Wondreb auch für den Bereich zwischen Pleußen und Kondrau.

3. Klima

Die klimatischen Unterschiede im Landkreis sind recht gering, da die Mittelgebirgslandschaften nahezu das gesamte Kreisgebiet einnehmen. Nur in zwei kleinen Gebieten an der Grenze Hundsbach und Waldsassen im Nordosten sowie zwischen Kastl und Kemnath im Südwesten, erreicht die langjährige mittlere Jahrestemperatur 7° C (hier wird meist der historische (da noch ohne starken Klimawandel-Einfluss) Zeitraum 1961 bis 1990 herangezogen, diese wird allerdings im Durchschnitt der letzten 20 Jahre bereits in allen Landkreisteilen mit 8 bis 8,5° C deutlich überschritten. Für die Wetterstation Konnersreuth/Plößberg liegt die mittlere Jahrestemperatur der letzten 10 Jahre bei 8,8° C mit einer Streubreite von 7,7° C im Jahr 2021 bis 9,5° C im Jahr 2023, dem wärmsten Jahr der letzten 30 Jahre. Der nördlich angrenzende Raum um Hundsbach/Pechtnersreuth wird klimatisch schon zum Egerer Becken gerechnet und weist sogar nochmals um einige Zehntel höhere Temperaturen auf.

Im größten Teil des Landkreises fallen 700 - 800 mm Niederschläge im Jahr, im Raum Pleußen eher 700. An der Wetterstation Konnerseuth ist der Durchschnitt der letzten 30 Jahre bei etwa 600 mm, allerdings bei einer Streubreite von       441 mm im Jahr 1992 bis 934 mm im Jahr 2002, also mehr als doppelt so viel.

Hier liegt die Zahl der Vegetationstage (mit mindestens 10° C) zwischen 200 und 260. Den 20 bis 75 Eistagen (Tage, an denen die Temperatur ganztägig unter 0° C liegt, im Durchschnitt etwa 35 bei abnehmender Tendenz) stehen etwa 15 bis 65 Sommertage mit Temperaturen von mindestens 25° C gegenüber (hier steigende Tendenz, die letzten 9 Jahre waren es immer über 30, im Jahr 2018 und 2022 fast 60. Die Zahl der Vegetationstage nimmt zu, bei immer mehr Sommertagen ist dieser nicht mehr so kurz wie früher; die Behauptung, dass den letzten Spätfrösten sofort die ersten Frühfröste folgen, können wir also überdenken.

Die mittleren Windgeschwindigkeiten bewegen sich im Gebiet zwischen relativ niedrigen 3,4 und 4,7 Metern/Sekunde, gemessen in einer Höhe von 50 m über Grund.

Die mittlere Sonnenscheindauer liegt mit 1400 bis 1600 Stunden bei leicht steigender Tendenz pro Jahr deutlich unter dem bayerischen Durchschnitt, kann jedoch - interessant für Betreiber von Photovoltaikanlagen stark schwanken (Beispiel Messstation Konnersreuth/Plößberg im Jahr 1006 nur 1216 h/Jahr, dagegen 2002 der bisherige Rekordwert von 2119 h/Jahr, ertragreich waren auch 2003, 2018 und 2023 mit jeweils etwa 2000 h/Jahr). Ähnliches gilt für die Globalstrahlung, die hier bei 1000 bis 1250 kwh/qm liegt.


Trotz der etwa 100 Frosttage (Tage, an denen das Temperaturminimum unter 0° C liegt) kann das Gebiet nicht (mehr) als schneesicher eingestuft werden, im Zuge des Klimawandels wird sich dies noch weiter verschärfen.


Die vorgenannten Zahlen und Daten sind Durchschnittswerte, die sich aus langjährigen Wetteraufzeichnungen ergeben. Es gibt jedoch auch außergewöhnliche Trockenheit z.B. in Verbindung mit dem sogenannten "Jahrhundertsommer 2003" mit nur 428 mm Niederschlag und 117 Regentagen oder Jahre wie 2002 und 2007 mit über 900 mm und über 160 Regentagen an der Wetterstation Konnersreuth. Dort gab es seit 1997 auch nur noch ein Jahr mit einer durchschnittlichen Jahrestemperatur unter 7° C (2010 mit 6,5° C, aber in den letzten 10 Jahren 5 mit über 9° C und im Jahr 2023 mit 9,5° C die höchste jemals dort gemessene Jahresdurchschnittstemperatur).

4. Agrarstruktur

In Pleußen, Steinmühle und Gulg werden von derzeit noch 9 landwirtschaft-lichen Betrieben (Datenbasis 2023, Invekos) nur noch wenige im Haupterwerb betrieben. Der Anteil der Haupterwerbsbetriebe liegt in den 3 Orten deutlich unter dem Landkreisniveau (43%) und noch deutlicher unter den Vergleichswerten der Oberpfalz und des Freistaates Bayern. Die landwirtschaftlichen. Betriebe konzentrieren sich überwiegend auf Pleußen, in Steinmühle wird kein landwirtschaftlicher Betrieb bewirtschaftet.
Die durchschnittliche Betriebsgröße liegt mit 32,2 Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche (ha LF) knapp über dem Landkreismittel von 31,3 ha LF und damit auch etwas über dem oberpfälzer bzw. bayerischen Durchschnitt, die mittlere Betriebsgröße ist in Pleußen noch einmal auffallend größer als in Gulg.


 

5. Flächennutzung

Die 9 Betriebe in den 3 Orten bewirtschaften insgesamt knapp 300 ha. Davon sind etwa 257 ha oder 88 % Ackerflächen. Der Ackerflächenanteil liegt damit deutlich über dem Durchschnitt des Landkreises von etwa 70 %, (Bayern 64 %).
Die Hauptkulturen sind auf dem Ackerland mit 56 ha der Winterweizen, gefolgt von 50 ha Sommergerste, 49 ha Klee/Kleegras und dann mit deutlichem Abstand von 26 ha Raps, 26 ha Wintergerste und (nur) 21 ha Silomais. Im Getreidebereich sind jeweils noch etwa 10 ha Winterroggen und Triticale erwähnenswert. Der Getreideanteil an der Ackerfläche liegt mit 62 % deutlich über dem Landkreisschnitt (52%). Der Silomaisanteil an der Ackerfläche liegt dagegen mit 8 % weit unter dem Landkreisdurchschnitt von 23 %. Der Anbau von Kartoffeln spielt beginnend mit dem Niedergang der Kartoffelbrennereien in der Region keine Rolle mehr.
Die landwirtschaftlichen. Betriebe der 3 Orte bewirtschaften etwa 33 ha Grünland, der Grünlandanteil liegt also mit etwa 11 % sehr niedrig.

Interessant ist die Veränderung der Bodennutzung gegenüber 1961, für dieses Jahr liegt dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zufällig eine sogenannte Gemeindekarte vor.

Damals gehörten zum Gemeindegebiet allerdings noch die stark landwirtschaftlich geprägten Orte Neudorf, Rosenbühl und einige Einzelhöfe. Diese Orte wurden mit der Gebietsreform der Gemeinde Konnersreuth zugeschlagen.
1961 wurden noch deutlich mehr Winterroggen (130 ha), Hafer (105 ha) und Kartoffeln (67 ha) im damals deutlich größeren Gebiet (450 ha Ackerfläche von den Betrieben im Gebiet bewirtschaftet, 2023 dagegen nur noch 260 ha). Auch Futterrüben spielten damals mit etwa 20 ha Anbau noch eine Rolle. Dagegen wurden damals keine Wintergerste, kein Raps, kein Silomais angebaut, auch Flächenstilllegungen und Blühstreifen spielten noch keine Rolle.

6. Tierhaltung

Aufgrund der geringen Zahl an Betrieben unterliegen die Daten für Pleußen und Gulg den Datenschutzeinschränkungen. Aber auch zur besseren Vergleichbarkeit ist es sinnvoll für Gegenüberstellungen das gleiche Gebiet heranzuziehen. Im Folgenden werden deshalb die Gebiete der ehemaligen Gemeinde Pleußen (historische Daten) mit den Daten des gleichen Gebietes (also aktuelle Daten aus 2023 für Pleußen, Gulg, Steinmühle, Rosenbühl und Neudorf) herangezogen.

 

Im Gebiet ist die Zahl der Rinder von 1960 bis 2023 leicht von 558 auf 582 angestiegen, besonders die Zahl der Kühe hat sich von 205 auf 279 erhöht. Kühe werden allerdings nur noch in 7 der 19 Betriebe gehalten. Die Anzahl der Schweine ist im gleichen Zeitraum von 544 auf 453 zurückgegangen. Die Zahl der Zuchtsauen und Jungtiere hat abgenommen, die Anzahl der Mastschweine dagegen zugenommen. Besonders stark hat die Zahl der Ziegen, Pferde, Gänse und Enten abgenommen und spielt hier in der Landwirtschaft kaum noch eine Rolle.Im Gebiet ist die Zahl der Rinder von 1960 bis 2023 leicht von 558 auf 582 angestiegen, besonders die Zahl der Kühe hat sich von 205 auf 279 erhöht. Kühe werden allerdings nur noch in 7 der 19 Betriebe gehalten. Die Anzahl der Schweine ist im gleichen Zeitraum von 544 auf 453 zurückgegangen. Die Zahl der Zuchtsauen und Jungtiere hat abgenommen, die Anzahl der Mastschweine dagegen zugenommen. Besonders stark hat die Zahl der Ziegen, Pferde, Gänse und Enten abgenommen und spielt hier in der Landwirtschaft kaum noch eine Rolle.

In den beiden Orten Pleußen und Gulg werden insgesamt etwa 139 Rinder gehalten, mit 0,5 Rindern je ha LF sind damit deutlich weniger Rinder als im Durchschnitt Bayerns vorhanden, das Landkreis-Mittel von 1,24 Rinder je ha wird ebenso deutlich unterschritten.
Das Gebiet ist also spürbar von der geringen Tierhaltung geprägt. Es sind nur wenig spezialisierte Milchviehbetriebe vorhanden. Auch die Schweinehaltung spielt nur eine Nebenrolle.